Wechselnde Wandimpedanzen
Wie im Kapitel Schallwellen an Grenzflächen eingeführt und seither immer wieder erwähnt, ist der Grad der Reflexion an einer Wand vom Impedanzsprung abhängig den der Schall an deren Grenzfläche erfährt. Ist dieser Impedanzsprung nun örtlich inhomogen, das heißt reflektiert der Schall an einer Stelle anders als an einer benachbarten Stelle kommt es zu einem unterschiedlichen Reflexionsverhalten und so zu Streuung. Man kann also Teilflächen mit unterschiedlicher Wandimpedanz als Diffusor sehen.
Nochmal mit anderen Worten: Wenn keine vollständige Reflexion stattfindet, kommt es prinzipiell nicht nur zu einer kleineren Amplitude bei der reflektierten Schallwelle, sondern auch zu einem Phasensprung, der unterschiedlich groß ausfallen kann. Die Streuung findet dann durch den Phasenversatz zwischen den benachbarten reflektierten Wellen statt (Hunecke 1997, S.20f).
„Um möglichst viel der einfallenden Schallenergie streuend zu reflektieren, sollten die unterschiedlichen Bereiche der Wandflächen nur wenig absorbieren, jedoch möglichst große Phasendifferenzen der reflektierten Wellen verursachen. Diese Bedingungen lassen sich mit entsprechend abgestimmten Helmholtz-Resonatoren realisieren. Im Bereich der Resonanzfrequenz verändert sich die Phasendifferenz zwischen der reflektierten Welle und der einfallenden Welle um bis zu 180°. Je weniger ein Helmholtz-Resonator bedämpft ist, desto größer ist der Frequenzbereich, über den sich diese Phasendrehung erstreckt. Gleichzeitig wird sein Absorptionsvermögen immer geringer.“
Aber erstmal zur Geschichte dieser sehr interessanten Aksutikelemente:
Manfred R.Schröder (1926-2009) entdeckte, dass sich Wandstrukturen mit unterschiedlich tiefen Einbuchtungen dazu verwenden lassen, Schall sehr effektiv zu streuen, wenn die Berechnungen der jeweiligen Tiefe der Resonatoren einer Zahlenfolge entspricht, die ein weißes Leistungsspektrum hat.
Maximum Lenght Sequence (MLS)
Dieses Signal wird auch gerne für akustische Messungen verwendet, eben weil es einen Frequenzverlauf wie weißes Rauschen hat und trotzdem nicht zufällig und damit wiederholbar ist.
Die Tiefe der Struktur muss dabei λ/4 entsprechen (Everest 2001, S.290). Eine Wandstruktur nach der MLS wirkt allerdings nur schmalbandiger als die anderen, nachfolgenden Berechnungsverfahren (~1 Oktave) (Everest 2001, S.292).
Quadratic Residue Diffusor (QRD)
Die quadratische Restfolge wird wohl am meisten verwendet, wenn ein Schröderdiffusor gebaut wird. Die Berechnungsformel lautet
p - eine beliebige Primzahl
x - Tiefe des n-ten Streifens
n - Index der Spalte (0, 1, 2, …)
mod steht für die mathematische Operation „modulo“, die den Rest der Division n2/p zurückliefert
Die absoluten Tiefen ergeben sich aus
fD - Designfrequenz = untere Grenzfrequenz für die Wirksamkeit des Diffusors
Hunecke 1997, S.25Strukturen, die nach dieser Zahlenfolge aufgebaut sind, bieten breitbandigere Streuung als solche der MLS. Streugrade von >0,8 werden über drei bis vier Oktaven erreicht (Fasold/Veres 2003, S.113). Laut (Hunecke 1997, S.25) reicht die Wirksamkeit von fD bis etwa p*fD.
„Wobei darauf zu achten ist, daß die Streifenbreite kleiner oder gleich der Wellenlänge λD = c/fD der oberen Grenzfrequenz gewählt wird. Eine Strukturperiode bestehend aus N0 Streifen sollte entsprechend kleiner oder gleich der Wellenlänge λD der Designfrequenz sein. Für sehr breitbandige Diffusoren sind sowohl ein hohes N0, als auch entsprechend schmale Streifen zu wählen.“
Primitive-Root Diffusor (PRD)
Die Berechnungsformel lautet
Diese Zahlenfolge ergibt einen Diffusor, der gegenüber dem QRD eine reduzierte Streuwirkung in Richtung der geometrischen Reflexion hat. Er ist allerdings nicht symmetrisch wie der QRD aufgebaut. Vielleicht ist dieser ästhetische Makel der Grund für seine anscheinend geringere Verbreitung.
Mikroperforierte Diffusoren (MPD)
Um die notwendige Bautiefe dieser Schröder-Diffusoren zu minimieren, ist es auch möglich, mit Lochplattenschwingern den notwendigen Phasensprung zu realisieren. Im Bereich der Resonanzfrequenz solcher Helmholtz-Resonatoren verändert sich die Phasendifferenz zwischen einfallender und reflektierter Welle um bis zu 180° (Hunecke 1997, S.20).
Die Größe und die Resonanzfrequenzen der einzelnen Resonatoren wurden in (Meyer/Kuttruff/Rischbieter, 1962) untersucht anhand von Aufbauten nach der MLS. Quadrat-Rest-Diffusoren aus mikroperforierten Platten werden in Hunecke 1997 beschrieben.